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Ähnlichkeiten im Verhalten zweier Arten können entweder auf Homologie oder auf Analogie beruhen.
Für eine Homologie müssen hier wieder – wie auf der anatomisch-morphologischen Ebene – möglichst viele Homologiekriterien erfüllt werden:

• Nach dem Kriterium der Lage sind Verhaltensweisen dann homolog, wenn die Abfolge einzelner Verhaltenselemente in einer längeren Handlungskette übereinstimmt.
  Tipp: Dies trifft meist auf angeborene Verhaltensweisen wie Instinkthandlungen zu (typischerweise aus den Bereichen Balz, Nestbau, Fortbewegung, Beutefang). Diese können eine bestimmte Zeitstruktur besitzen oder aber bestimmte räumliche oder akustische Gebilde erzeugen.
  Beispiele:
  ⇒ Scheinputzen in der Balz verschiedener Entenarten (Vgl. Abb. 1)

  Abb. 1: Ritualisiertes Scheinputzen von Knäckerpel (links), Mandarinerpel (mitte) und Stockerpel (rechts). Die auffällig gefärbten Schwungfedern werden mit stereotypen Schnabelbewegungen gesäubert. Dabei wird ein deutlich hörbares Geräusch erzeugt. (Verändert nach Lorenz aus Tinbergen)

  ⇒ Vogelnester, Spinnennetze
  ⇒ Gesänge von Vögeln, Grillen und Fröschen
• Nach dem Kriterium der spezifischen Qualität sind Verhaltensweisen dann homolog, wenn sie ausreichend komplex sind und sie in ihren Bestandteilen viele Übereinstimmungen aufweisen.
  Tipp: Häufig tritt ein Funktionswechsel auf. Dieser ist zusammen mit der starken Signalwirkung ein Kennzeichen einer ritualisierten Verhaltensweise.
  Beispiele:
  ⇒ Teile des Futterbettelns, Futterlockens, Fütterns oder des Nestbaus (aus dem Bereich der Jungenaufzucht) dienen nun der Balz. Die Männchen zweier Prachtfinken-Gattungen können nur balzen, wenn sie dabei einen Halm oder ähnliches im Schnabel tragen.
  ⇒ Das bereits oben beschriebene Scheinputzen erfüllt aufgrund der vielen Detail-Übereinstimmungen ebenfalls dieses Kriterium.
• Nach dem Kriterium der Stetigkeit sind (auch inzwischen sehr unterschiedliche) Verhaltensweisen dann homolog, wenn sie sich durch (hier nur rezente) Zwischenformen verbinden lassen.
  Tipp: Wenn ein Verhalten inzwischen seine ursprüngliche Form verloren hat (vgl. Rudimente), so kann dieses Verhaltensrelikt als Zwischenform dienen.
  Beispiel:
  ⇒ Der Muntjak besitzt ein kümmerliches Geweih, aber hauerartig verlängerte Eckzähne. Obwohl die Eckzähne des Rothirsches zurückgebildet sind, droht er weiterhin durch Zurückziehen der Oberlippe.

• Tipp: Verhaltensweisen müssen nicht unbedingt ererbt sein, sondern sie könnten auch durch Lernen von anderen Arten übernommen worden sein!
  So übernehmen z.B. viele Vogelarten Gesangselemente von anderen Arten.
  Nur auf Vererbung beruhende Homologien sind "echte" Homologien, nicht jedoch solche "Traditionshomologien", wenn ein solches Verhalten in einer Population weitergegeben wird!