Bedingte Appetenz
Eine
bedingte Appetenz
ist eine durch einen Lervorgang beeinflusste,
somit also erfahrungsbedingte Verhaltensweise,
bei welcher ein vorher neutraler Reiz gelernt wird,
so dass dieser nachher als bedingter (also erlernter) Reiz wirkt.
Sie ist – genau wie die Instinkthandlung von der sie sich ableitet –
abhängig von einer inneren Handlungsbereitschaft.
Es handelt sich um eine Form der
reizbedingten Konditionierung (=
klassischen Konditionierung) mit einem positiven Verstärker.
Das Funktionsschaltbild/Ablaufschema
oben zeigt die wichtigsten Stufen dieses
Lernvorgangs
(Wähle zuerst oben die ausführliche
Darstellung an und wieder ab.
Dieser Wechsel zeigt, dass sich die bedingte Appetenz meist auf die Taxis bezieht.
Wähle anschließend erst die verschiedenen Stufen aus
und überfahre dann mit dem Mauszeiger die einzelnen Elemente
jeweils in der vereinfachten Darstellung):
- vorher:
Der unbedingte Reiz
(also der Schlüsselreiz)
löst genau wie bei der unveränderten Instinkthandlung die
unbedingte Reaktion
(der entsprechenden Phase der Instinkthandlung:
meist die Taxis,
möglicherweise aber auch die erbkoordinierten Endhandlung)
aus.
Wird ausschließlich der neutrale Reiz
dargeboten, so findet keine Reaktion statt.
- während:
Bietet man nun
(1) mehrfach und
(2) gleichzeitig oder sehr kurz aufeinanderfolgend (Kontiguität)
den unbedingten Reiz und den neutralen Reiz an,
und wenn die innere Handlungsbereitschaft vorliegt,
nur dann findet eine neue afferente Verknüpfung statt.
(Die Reaktion wird natürlich ausgelöst.)
Beim Lernen aus guter Erfahrung erfolgt nach der Reaktion eine Belohnung
durch die ausgeführte Handlung.
Die nachträgliche Belohnung wirkt
als positiver Verstärker.
- nachher:
Bietet man anschließend nur noch den vorher neutralen Reiz an, so wird
die bedingte Reaktion
ausgelöst, es handelt sich jetzt also um einen
bedingten Reiz.
Es handelt es sich daher um eine Form des Reizlernens.
Da zwei Reize miteinander verknüpft werden, nennt man dies auch
Assoziation (=assoziatives Lernen).
Im Gegensatz zum
bedingten Reflex ist hier eine
innere Handlungsbereitschaft notwendig, da eine Instinkthandlung
verändert wurde und kein vorher unbedingter Reflex .
Bleibt die positive Verstärkung wiederholt aus, so kommt es zu einer
Extinktion (Auslöschung) des Lernvorgangs.
Hierbei wird die vorher neu gebildete
afferente Verknüpfung wieder aufgelöst.
Wichtige Beispiele für bedingte Appetenzen sind...
- ...die Verknüpfung des Speichelflusses mit einem Klingelton beim Hund (Pawlow)
- ...die Verknüpfung der Nahrungssuche mit einem bestimmten Futterkörbchen bei Fischen (Tinbergen)
- ...die Verknüpfung der Nahrungssuche mit einer bestimmten Blütenfarbe bei Bienen (Frisch, Grossmann)