Die Theorie der Kontinentalverschiebung (s. Abb. 1) erklärt auf elegante Weise die vier weiter unten angeführte Beobachtungen.

In der frühen Kreidezeit vor ca. 130 Millionen Jahren zerbrach der große Superkontinent Pangaea zunächst in den nördlichen Großkontinent Laurasia und den südlichen Großkontinent Gondwana.
Diese beiden Großkontinente zerfielen bis zur späten Kreidezeit vor 70 Millionen Jahren jeweils in mehrere kleinere Bruchstücke, von denen manche bis zum Tertiär vor 20 Millionen Jahren teilweise wieder miteinander verschmolzen, so dass sich die uns heute bekannten Kontinente bildeten.

Kontinetaldrift der letzten 150 Millionen Jahre, Quelle: Wikimedia
Abb. 1: Kontinentaldrift der letzten 150 Millionen Jahre vom späten Jura bis heute
Erdzeitalter
⇒ nach rechts immer jünger Richtung Neuzeit
Trias > Jura > Kreide > Tertiär

  1. Beobachtung:
    Die Verbreitungsgebiete mehrerer vor etwa 200 Millionen Jahren lebender fossiler Tier- und Pflanzenarten erstrecken sich über mehrere heutige Kontinente (s. Abb. 2).
    Fossile Verbreitungsgebiete mehrer vor etwa 200 Millionen Jahren lebenden Tier- und Pflanzenarten, Quelle: Wikimedia
    Abb. 2: Die Verbreitung der Fossilien-Fundorte der Arten Cynognathus, Mesosaurus, Glossopteris und Lystrosaurus erlauben die Rekonstruktion des Großkontinents (Gondwana), welcher während der späten Trias vor etwa 200 Millionen Jahren (damals noch als Teil des Superkontinents Pangaea) auf der Südhalbkugel existierte.
  2. Beobachtung:
    Vergleicht man ähnliche Vertreter der rezenten Tierwelt in Afrika und Südamerika, so sind die Vertreter der phylogenetisch älteren Tiergruppen tendenziell eng miteinander verwandt, die Vertreter der jüngeren Tiergruppen jedoch häufig nur weitläufig:
    Tiergruppe phylogenetisch... Verbreitungsgebiet auf dem Kontinent
    Afrika Südamerika
    ...alt Stummelfüßer Stummelfüßer
    Fische Lungenfisch
    Amphibien Wabenkröte
    (Untergruppe: Zungenlose)
    Krallenfrosch
    (Untergruppe: Zungenlose)
    Reptilien Halswenderschildkröte
    ...neu Reptilien Leguan
    (Untergruppe: Pleurodonta)
    Agame
    (Untergruppe: Acrodonta)
    Laufvögel (ältester Fossiliennachweis: ca. 64 Mio. Jahre) Nandu
    (Untergruppe: Nandus)
    Strauß
    (Untergruppe: Elefantenvögel)
    Vögel Kolibri
    (Untergruppe: Seglervögel)
    Nektarvogel
    (Untergruppe: Sperlinkgsvögel)
    Nagetiere Greifstachler
    (Untergruppe: Meerschweinchenverwandte, ältester Fossiliennachweis: ca. 25 Mio. Jahre)
    Stachelschwein
    (Untergruppe: Stachelschweine, ältester Fossiliennachweis: ca. 25 Mio. Jahre)
    Primaten Kapuzineraffe
    (Untergruppe: Neuweltaffen)
    Meerkatze
    (Untergruppe: Altweltaffen)
    Tipp: Die Ähnlichkeit der Vertreter der phylogenetisch jüngeren Tiergruppen könnte jeweils entweder auf Analogie oder auf Homologie beruhen! Um dies im Einzelfall zu entscheiden, müssen Belege auf mehreren Ebenen, z.B. morphologisch, verhaltensbiologisch und möglichst auch auf molekularer Ebene miteinander verglichen werden. Liegen keine zusätzlichen Informationen vor, so muss man die verschiedenen Möglichkeiten abwägen. Im Zweifel sind (Nukleotid-)Sequenzanalysen meist am zuverlässigsten, da dort das Analogie-Risiko am niedrigsten ist.
  3. Beobachtung:
    Konvergente Entwicklung der Plazentatiere (= Höhere Säuger) und der Beutelsäuger
    Stellung im Ökosystem Höheres Säugetier Beuteltier in Australien
    Mittelgroßer Räuber Wolf Beutelwolf
    Dämmerungs- und Nacht aktive, zum Gleitflug fähige Waldbewohner Gleithörnchen Gleitbeutler
    Insektenfresser mit verlängerter Schnauze und Zunge, mit Krallen zum Aufgraben von Termitenbauten Ameisenbär Ameisenbeutler
    Kleine, Boden bewohnende, grabende Insektenfresser Maulwurf Beutelmull
    Kleine Insekten-, Würmer, Schnecken- oder auch Pflanzenteile-Fresser Maus Beutelmaus
    Australien hat sich erst gegen Ende der Kreidezeit von Asien getrennt. Placentale Säugetiere waren bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht dorthin eingewandert, so dass dort aus Opossum ähnlichen Urbeuteltieren ungestört eine große Formenvielfalt entstehen konnte.
    Tipp: Vgl. mit dem Begriff Stellenäquivalenz.
  4. Beobachtung:
    Manche Arten sind auf ein eng begrenztes Verbreitungsgebiet beschränkt (z.B. nur eine bestimmte Inselgruppe). Sie werden als endemische Arten bezeichnet (z.B. Darwinfinken auf den Galápagos-Inseln, Kleidervögel auf Hawaii ).
    Tipp: Vgl. mit den Begriffen Adaptive Radiation und Gründereffekt