Bedingte Aversion
Eine
bedingte Aversion ist eine durch einen
Lervorgang beeinflusste,
somit also erfahrungsbedingte Verhaltensweise,
bei welcher ein vorher neutraler Reiz gelernt wird,
so dass dieser nachher als bedingter (also erlernter) Reiz wirkt.
Sie ist – genau wie die Instinkthandlung von der sie sich ableitet – abhängig von
einer inneren Handlungsbereitschaft.
Es handelt sich um eine Form der
reizbedingten Konditionierung (=klassischen Konditionierung) mit einem negativen Verstärker.
Das Funktionsschaltbild/Ablaufschema
oben zeigt die wichtigsten Stufen
dieses Lernvorgangs
(Wähle zuerst oben die ausführliche
Darstellung an und wieder ab. Dieser Wechsel
zeigt, dass sich die bedingte Aversion meist auf die Taxis bezieht.
Wähle anschließend erst die verschiedenen Stufen aus und überfahre dann mit dem
Mauszeiger die einzelnen Elemente jeweils in der vereinfachten Darstellung):
- vorher:
Der unbedingte Reiz ist hier negativ vorbelegt, er löst genau wie bei der
unveränderten Instinkthandlung ein Vermeidungsverhalten aus.
Wird ausschließlich der neutrale Reiz dargeboten, so findet das Vermeidungsverhalten nicht statt.
Falls der neutrale Reiz sogar positiv besetzt ist,
kann bei entsprechender Handlungsbereitschaft die dafür
passende Reaktion
(z.B. Nahrungssuche oder Nahrungsaufnahme) stattfinden.
- während:
Bietet man nun
gleichzeitig oder sehr kurz aufeinanderfolgend (Kontiguität)
den unbedingten Reiz und den neutralen Reiz an,
(die innere Handlungsbereitschaft besteht hier z.B. in der Tendenz,
Schmerz zu vermeiden),
findet möglicherweise schon beim ersten Mal
eine neue afferente Verknüpfung statt.
(Die Vermeidungsreaktion wird natürlich ausgelöst.)
Beim Lernen aus schlechter Erfahrung erfolgt nach der Reaktion eine
Bestrafung durch eine nicht ausgeführte Vermeidungshandlung oder
direkt durch den unbedingten Reiz.
Beides kann als negativer Verstärker wirken.
- nachher:
Bietet man anschließend nur noch den vorher neutralen Reiz an, so wird
das Vermeidungsverhalten ausgelöst, es handelt sich jetzt also um einen
bedingten Reiz.
Es handelt es sich daher um eine Form des Reizlernens.
Da zwei Reize miteinander verknüpft werden, nennt man dies auch
Assoziation (=assoziatives Lernen).
Falls der neutrale Reiz vorher positiv besetzt war, kann er nun nicht mehr die
entsprechende Reaktion auslösen, beispielsweise unterbleibt
eine Nahrungsaufnahme dann trotz vorhandenem Futter.
Bleibt die negative Verstärkung wiederholt aus, so kommt es zu einer Extinktion
(Auslöschung) des Lernvorgangs. Hierbei wird die vorher neu gebildete afferente
Verknüpfung wieder aufgelöst. Der Lernvorgang ist aber meist stabiler und
somit nachhaltiger als beim Belohungslernen, da er etwa langfristig vor
Vergiftungen oder anderen lebensbedrohenden Risiken schützt.
Insbesondere bei Angstreaktionen spielen
Reizgeneralisierung
und
Reizdifferenzierung
eine große Rolle.
Wichtige Beispiele für bedingte Aversionen sind...
- ...die Verknüpfung eines giftigen Beutetiers mit einem abschreckenden Farbmuster
mit einer unangenehmen Erfahrung für einen Räuber
- ...die Verknüpfung des dunklen (also eigentlich beliebteren)
Käfigteils mit Stromschlägen bei der Ratte
- ...die Verknüpfung einer (vorher beliebten)
weißen Hausratte mit einem schrillen Geräusch bei einem Kind (Watson)
- ...die Verknüpfung eines bestimmten Gebiets mit einer Niederlage gegen den neuen Herrscher dieses Territoriums beim Löwen
- ...die Verknüpfung eines mit einer unerwünschten Handlung
verknüpften Reizmusters mit
unangenehmen Folgen wie z.B. einer durch Medikamente verursachten Übelkeit
(Aversionstherapie, z.B. gegen Alkoholmissbrauch)
Die Unterscheidung zur bedingten Hemmung ist hier schwierig, da im Ergebnis
auch ein Verhalten unterdrückt werden soll.
- ...die Löschung einer bereits vorhandenen Verknüpfung eines eigentlich weitgehend
harmlosen Reizmusters mit übermäßigen Ängsten (Systematische Desensibilisierung, z.B. gegen Spinnenangst),
und andere
- ...Konfrontationsverfahren in der Verhaltenstherapie