Eine bedingte Hemmung
ist eine durch einen Lervorgang beeinflusste,
somit also erfahrungsbedingte Verhaltensweise, bei welcher ein vorher
neutrales Verhalten gelernt wird, so dass dieses nachher als bedingtes
(also erlerntes) Verhalten ausgeführt wird.
Sie ist – genau wie die Instinkthandlung von der sie sich ableitet –
abhängig von einer inneren Handlungsbereitschaft.
Es handelt sich um eine Form der
verhaltensbedingten Konditionierung
(=instrumentellen/operanten Konditionierung) mit einem negativen Verstärker.
Das Funktionsschaltbild/Ablaufschema
oben zeigt die wichtigsten Stufen
dieses Lernvorgangs
(Wähle zuerst oben die ausführliche Darstellung an
und wieder ab. Dieser Wechsel zeigt, dass sich die bedingte Hemmung
auf die Taxis oder auf die erbkoordinierte Endhandlung bezieht.
Wähle anschließend erst die verschiedenen
Stufen aus und überfahre dann mit dem Mauszeiger die einzelnen Elemente
jeweils in der vereinfachten Darstellung):
vorher:
Variante 1:
Eine bestimmte zufällige Verhaltensweise, das neutrale Verhalten wird
ab und zu spontan ausgeführt.
Ob sie ausgeführt wird oder nicht, hat keine Auswirkung auf die
innere Handlungsbereitschaft.
Variante 2:
Die normalerweise ablaufende Verhaltensweise, das unbedingte Verhalten
ist unabhängig davon unverändert abrufbar.
während:
Variante 1:
Das neutrale Verhalten wird wiederholt durch eine sofortige Bestrafung
negativ verstärkt. Es wird daher immer seltener ausgeführt.
Variante 2:
Die normalerweise ablaufende Verhaltensweise wird durch eine sofortige
Bestrafung negativ verstärkt. Sie wird daher trotz vorhandener
innerer Handlungsbereitschaft immer seltener ausgeführt.
Bei beiden Varianten wird eine efferente Verknüpfung aufgebaut.
Solche Versuche werden häufig in Skinner-Boxen durchgeführt.
nachher:
Variante 1:
Das vorher
neutrale Verhalten nicht mehr (oder nur noch selten) gezeigt.
Es ist zu einem bedingten Verhalten geworden,
das also an seinem Ausbleiben erkennbar ist.
Variante 2:
Auch bei vorhandener innerer Handlungsbereitschaft
wird die normalerweise ablaufende
Verhaltensweise nicht mehr (oder nur noch selten) gezeigt.
Sie ist zu einem bedingten Verhalten geworden,
das also an seinem Ausbleiben erkennbar ist.
In beiden Varianten wurde das bedingte Verhalten mit einem für das Tier
negativen Ergebnis dieser Handlung verknüpft.
Es handelt sich daher um eine Form des Verhaltenslernens
mit einem negativen Verstärker.
Hier wird also entweder
ein spontan auftretendes neues Verhalten (Variante 1 = operantes Verhalten) oder
eine auf einen erkennbaren Reiz hin erfolgende, bereits
vorhandene Verhaltensweise (Variante 2 = Reaktives Verhalten)
unterdrückt. Im Falle neuer, operanter Verhaltensweisen (Variante 1) können
durch die Trainingsmethode Shaping
auch komplexere Handlungsabläufe erlernt werden.
Bleibt die negative Verstärkung wiederholt aus, so kommt es zu einer
Extinktion (Auslöschung) des Lernvorgangs. Hierbei wird die vorher neu
gebildete efferente Verknüpfung wieder aufgelöst.
Der Lernvorgang ist aber meist stabiler und somit nachhaltiger
als beim Belohungslernen, da er vor etwa zu riskantem Verhalten schützt.
Beim Lernen durch Bestrafung ist das Risiko auszuschließen, dass
es nicht zu einer fehlerhaften Verknüpfung kommt, etwa wenn
(1) der negative Verstärker zu spät eingesetzt wird und dann mit einer
völlig anderen Verhaltensweise verknüpft wird, die dann unterdrückt wird,
oder wenn
(2) eine Reizsituation erlernt wird, die dann wie bei der bedingten Aversion
gemieden wird.
Wichtige Beispiele für bedingte Hemmungen sind...
...das längere Abliegen bei der Hundedressur trotz der zwischendurch auftretenden Bewegungstendenz uns selbst bei der Anwesenheit ablenkender Reize (Hassenstein)
...ein leichter Schlag auf den Rücken eines Hundewelpens
mit einer eingerollten Zeitung wenn dieses ein
unerwünschtes Verhalten zeigt
...der Einsatz elektrischer Halsbänder oder Stachelhalsbänder
in der Hundedressur
...die unerlaubte Behandlung von Hindernissen im Springreiten
mit Chemikalien, die bei Pferden bei Berührung Schmerzen auslösen