Prägung
Eine
Prägung ist eine durch
einen Lernvorgang beeinflusste, somit also erfahrungsbedingte
Verhaltensweise, bei welcher ein
angeborener auslösender Mechanismus (AAM) zu einem
durch Erfahrung ergänzten angeborenen auslösenden Mechanismus (EAAM) wird.
Prägungen...
- ...sind irreversibel
- ...laufen nur in einer sensiblen Phase ab
- ...sind obligatorisch (lebensnotwendig)
Das Funktionsschaltbild/Ablaufschema oben zeigt die wichtigsten Stufen dieses Lernvorgangs
(Wähle zuerst oben die ausführliche Darstellung an und wieder ab.
Dieser Wechsel zeigt, dass sich die Prägung sowohl auf die Taxis als
auch auf die erbkoordinierte Endhandlung beziehen kann.
Wähle anschließend erst die verschiedenen Stufen aus und überfahre
dann mit dem Mauszeiger
die einzelnen Elemente jeweils in der vereinfachten Darstellung):
- vorher:
Auf einen geeigneten Schlüsselreiz wird noch nicht
(oder nicht angemessen, z.B. mit einer Flucht- an Stelle einer
Nachfolgereaktion) reagiert.
Der
angeborene auslösende Mechanismus (AAM)
ist noch nicht angepasst.
- während:
Werden passende Reizkomponenten (wie Form, Farbe, Größe, Bewegung, Laute)
während einer
sensiblen Phase
dargeboten,
so wird dieser angeborene auslösende Mechanismus sehr schnell
zu einem
durch Erfahrung ergänzten angeborenen auslösenden Mechanismus (EAAM).
- nachher:
Der
durch Erfahrung ergänzte angeborene auslösende Mechanismus (EAAM).
Dieser ist sehr stabil und kann auch im Falle einer Fehlprägung
nachträglich nicht
mehr verändert werden.
Hinweis: Der eigentliche Lernvorgang (Prägungsengramm) kann auch lange vor
dem erst viel später
bezeigten Verhalten (Prägungsverhalten) liegen.
Ausnahme: Falls vorher noch gar kein AAM für dieses Reizmuster angelegt war,
entsteht neu ein erworbener auslösender Mechanismus (EAM) (also ohne das erste „A“ für„angeboren“). In diesem Falle besteht eine Verwechslungsgefahr mit dem Reizlernen bei der bedingten Appetenz oder der bedingten Aversion.
Im Gegensatz zur Konditionierung ist kein Verstärker
(z.B. in Form einer Belohnung) notwendig und
meist auch keine mehrmalige Wiederholung in einer "Übungsphase".
Bei der Objektprägung⁽¹⁾ wird auf ein Objekt, z.B. einen Artgenossen, geprägt.
Bei der motorischen Prägung⁽²⁾ wird eine bestimmte auszuführende Bewegungsabfolge erlernt.
Beispiele für Prägungen sind...
- ...die Nachfolgeprägung⁽¹⁾ bei Nestflüchtern (z.B. Graugans, Enten, Lorenz)
- ...die sexuelle Prägung⁽¹⁾ bei männlichen Tieren von Arten, deren Weibchen eher unscheinbar gefärbt sind (z.B. Entenerpel)
- ...die Gesangsprägung⁽²⁾ bei Singvögeln (z.B. Buchfinken oder Zebrafinken)
- ...die Ortsprägung bei Tieren mit Laichwanderung (z.B. Lachse)
- ...die Wirtsprägung bei Kuckucksvögeln oder anderen Brutparasiten
- ...die Nahrungsprägung z.B. bei jungen Wasserschildkröten, die erstmalig entweder mit Würmern oder kleinen Fischen gefüttert werden oder z.B. bei jungen Iltissen, die noch vor dem Verlassen des Nestes den Geruch der späteren Beutetiere kennen